Die EU schreibt nun ab 2025 eine getrennte Sammlung von Altkleidern vor – doch was genau bedeutet das für kleine Modelabels im nachhaltigen Bereich? Es geht um mehr als nur die richtige Entsorgung. Ich werfe in diesem Artikel einen Blick auf die Herausforderungen, Chancen und die wichtige Rolle, die Designer und Hersteller in diesem Wandel spielen.
Strengere Regeln für Altkleider: Was sich 2025 für Modelabels ändert
Ab 2025 dürfen in der EU keine Textilien mehr im Hausmüll entsorgt werden. Das gilt auch für stark beschädigte Kleidung, Stoffreste, Handtücher, Vorhänge oder Bettwäsche. Stattdessen müssen sie über Altkleidercontainer oder andere Sammelstellen recycelt werden. Für Designer und Modelabels mit eigenem Atelier bedeutet das nun auch Stoffabfälle aus Nähprozessen oder nicht mehr benötigte Stofflaschen von Textilherstellern separat zu sammeln.
Derzeit bleiben aber einige Fragen noch offen:
- Was tun mit kontaminierten Textilien? Kleidung mit Chemikalien, Schimmel oder Schädlingsbefall kann die gesamte Sammlung unbrauchbar machen.
- Welche Konsequenzen entstehen bei Verstößen? Bei Verstößen könnten Kommunen die Mülltonne nicht leeren – eine heikle Situation für Verbraucher und auch kleine Modelabels, die Stoffabfälle haben. Derzeit gibt es noch keine einheitliche Handhabung dazu.
Das Recycling-Dilemma: Warum Altkleider kaum recycelbar sind
Trotz aller Bemühungen steht die Textilrecycling-Branche vor massiven Problemen:
- Sinkende Faserqualität: Minderwertige Materialien aus kurzen Fasern machen eine Wiederverwertung oft unmöglich. (diese werden hauptsächliche in der Fast-Fashion-Industrie verwendet)
- Mischfasern: In der Modeindustrie werden häufig Garne aus verschiedenen Fasern verwendet (z. B. 50% Viskose, 10% Wolle, 35% Polyamid, 5% Elasthan). Eine Trennung dieser Fasern für den Recyclingprozess ist nahezu unmöglich.
- Mechanisches Recycling dominiert: Aktuell können alte Textilien meist nur zu Putzlappen oder Dämmmaterial „downgecycelt“ werden. Chemische Recyclingmethoden, die gewinnbringend und flächendeckend einsetzbar sind, sind noch Zukunftsmusik.
- Gewinnorientierte Investionen: Große Modeketten polieren ihr Image durch punktuelle Investitionen in Recycling-Unternehmen ohne Verpflichtungen und stets mit einer Renditeaussicht. Diese Praktik ging kürzlich soweit, dass der schwedische Textilrecycler Renewcell (ein weltweit führendes Unternehmen im Textilrecycling) insolvent ging. Inzwischen wurde das Unternehmen aufgekauft. Ein Punkt für die Insolvenz war, dass sich wichtige Investoren aufgrund von ausbleibenden Renditeerwartungen zurückzogen. Darunter auch eine bekannte schwedische Fast-Fashion-Kette, welche sich durch diese Investion ein nachhallendes glänzendes Image aufgebaut hat, Kunden über den Ausstieg aber natürlich nicht informieren werden.
- Mythos recyceltes Polyester: Selbst Polyester, das oft als recycelbares Material beworben wird, ist nur begrenzt wieder verwendbar. Der Großteil recycelter Polyesterfasern stammt aus PET-Flaschen – nicht aus Altkleidern. Diese Praxis ist umstritten, da die Flaschen meist aus bestehenden Sammelsystemen entnommen werden und den Kreislauf nicht schließen. Nicht aus dem Meer oder aus Drittländern ohne Sammelsystem. Zudem kann aus einem Polyesterkleid keine PET-Flasche mehr hergestellt werden.
Die Hoffnung für Altkleider: Veränderungen durch neue Gesetze und Investitionen
Damit ein umfangreiches Recycling Realität wird, braucht es politische und wirtschaftliche Veränderungen:
- Erweiterte Herstellerverantwortung: Gesetzesvorschläge auf EU-Ebene könnten Unternehmen verpflichten, für die Entsorgung ihrer Produkte zu zahlen. Dies würde neue Mittel in die Kassen für Forschung und Innovation spülen.
- Förderung nachhaltiger Mode: Fast-Fashion gesetzlich einzudämmen und Unternehmen zu belohnen, die auf langlebige Materialien setzen, wäre ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Wir alle können heute dazu bereits einen Beitrag leisten, indem wir maßgeblich auf Fast-Fashion-Produkte gerade von chinesischen Händlerplattformen verzichten. Diese halten sich im übrigen an keine EU-Regularien.
Was können Modelabels jetzt tun?
Während die großen Lösungen noch auf sich warten lassen, können kleine nachhaltige Labels bereits jetzt aktiv werden:
- Hochwertige Materialien wählen: Setze auf Fasern, die langlebig und möglichst sortenrein (z. B. 100% Baumwolle, 100% Polyester oder 100% Viskose) sind.
- Transparenz fördern: Kommuniziere ehrlich mit deinen Kunden über die Lebensdauer und Entsorgung deiner Produkte nach deren Lebenszeit.
- Kreislaufdenken etablieren: Überlege dir, wie deine Designs am Ende ihres Lebenszyklus weiterverwendet oder recycelt werden können.
Fazit:
Nicht nur die neue Regelung für Altkleider stellt Modelabels vor Herausforderungen, sondern die ganze Begründung dahinter. Diese Regelung birgt aber auch Chancen für mehr Nachhaltigkeit. Die EU setzt erste Impulse, doch die Verantwortung liegt nicht nur bei der Politik. Kleine Modelabels können durch innovative Ansätze und konsequentes Handeln zu Vorreitern eines echten Wandels werden!
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