Messebesuch Tätigkeiten eines Modedesigners

Tätigkeiten eines Modedesigners: Das erwartet dich

Die Tätigkeiten eines Modedesigners geht weit über das Entwerfen einer Kollektion hinaus. Es ist ein vielseitiger Beruf. Als Modestudent wollte ich das noch nicht so richtig glauben und fühlte mich auch noch sehr geschützt in meinem Schulgebäude. Als ich jedoch meine ersten Praktika hinter mir hatte, war meine Ernüchterung doch recht groß. Die Realität sah ganz anders aus, als ich es mir vorgestellt hatte.

Bei einer Ausstellung in Stuttgart traf ich auf eine ehemalige Lehrerin, die mir ebenfalls berichtete, dass ihre Schüler ganz und gar eine falsche Vorstellung von dem eigentlichen Beruf haben.

„Meine Schüler träumen vor sich hin, dass sie die Unternehmen verändern könnten und alles nur aus individuellen, neuartigen Designs bestehen würde. Sie denken, sie kommen dort an und machen einfach was immer sie wollen.“

Nachfolgend siehst du eine typische Stellenausschreibung über die angeforderten Tätigkeiten eines Modedesigners:

Stellenanzeige Tätigkeiten eines Modedesigners

Wie du aus dieser Stellenanzeige herauslesen kannst, handelt es sich dabei um einen Beruf, der viele Kenntnisse und Wissen erwartet und nicht ausschließlich auf Kreativität baut. In den meisten Modeunternehmen werden solche und so ähnliche Stellenanzeigen ausgeschrieben.

Folgende Erfahrung musste ich selbst machen:

Bei einem Assessment Center von Tom Tailor in Hamburg sollten wir Teilnehmer in Gruppen zusammen eine Auflistung der wichtigsten Fähigkeiten als Designer erstellen. Alle Teams haben die Kreativität ganz nach oben gestellt. Die Tom Tailor Mitarbeiter lachten nur und meinten: „Das passiert jedes Mal. Aber Kreativität solltet ihr sehr weit unten einordnen. Viel wichtiger ist eine gute Auffassungsgabe und Organisationstalent.“

Damit will ich dir sagen, solange du eine Modekarriere anstrebst, sei es selbstständig oder angestellt, werden dich viele, teilweise auch „unkreative“ Anforderungen begleiten. Darum erkläre ich dir nachfolgend, was sich dahinter verbirgt. So wirst du dich besser auf die Realität vorbereiten können.

Passform-sicher

Um eine gute Passform und die richtige Umsetzung des Entwurfs zu garantieren, ist es zweifelsohne mit eine der wichtigsten Tätigkeiten eines Modedesigners in Zusammenarbeit mit dem Schnitt-Team Anproben von Prototypen durchführen. Diese Prototypen sind das direkte Ergebnis des ersten Entwurfs und werden entweder von einer Musternäherei im Haus oder im Ausland gefertigt.

In diesen Anproben wird die Passform und Optik insgesamt beurteilt, ggf. wird der Entwurf nach diesem Punkt auch nicht mehr weiter verfolgt oder es muss ein verbessertes Muster für eine 2. Anprobe angefordert werden. Oftmals sind diese sogenannten Erstmuster noch nicht in ihrem endgültigen Zustand, da zu diesem Zeitpunkt oftmals das Originalmaterial oder -farbe noch nicht vorhanden ist.

Für dich ist es hier wichtig zu wissen, an welchen Stellen die Passform nachgebessert werden kann. Darum sind für dich schnitt-technische Kenntnisse so wichtig. Denn wenn das Teil nicht richtig sitzt, kann es noch so schön sein, dein Kunde wird es nicht kaufen wollen. Das wirkt sich sehr schnell auf dein Image aus.

Den Umsatz im Blickfeld

umsatz im Blickfeld tätigkeiten eines Modedesigners

Design hat auch immer viel mit Analyse zu tun.

Es werden immer wieder die Verkaufszahlen gecheckt. Welche Artikel liefen gut und welche nicht. Man erörtert woran es gelegen haben könnte und wie man ein Teil in Zukunft besser verkaufen kann. Denn sind wir mal ehrlich, ein T-Shirt Schnitt wird selten neu erfunden, er wird nur dem jeweiligen Trend angepasst.

Auch die Passform spielt wieder eine große Rolle. Ebenso werden die Farben und verkauften Größen ausgewertet. Durch diesen Prozess will man für die Zukunft lernen, denn jeder Fehler am Design kostet Unsummen an Geld.

Hierbei ist bei dir ein gewisses Zahlenverständnis gefragt und ebenso präzises Arbeiten, um am Ende mit den korrekten Ergebnissen fortfahren zu können.

Trendanalyse

Meiner Meinung nach eine der spannendsten Tätigkeiten eines Modedesigners. Jedes Unternehmen hat hier seine eigene Methode, aber wenn wieder eine Trendanalyse stattfindet, liegt viel Kreativität und Euphorie in der Luft. Jeder neue Trend ist eine neue Chance sich am Markt zu behaupten. Denn auch wenn die Trends heute wie in Stein gemeißelt sind, hat doch jedes Unternehmen die Möglichkeit diese Trends auf die eigene Zielgruppe herunter zu brechen und damit den Kunden etwas Individuelles anzubieten, dass die Konkurrenz nicht in dieser meisterlichen Ausfertigung geschafft hat.

Es besteht die Möglichkeit sich an den großen Designern zu orientieren. Einige Agenturen haben sich auf dieses Gebiet spezialisiert. Sie setzen sich in alle wichtigen Fashion Shows weltweit und besuchen die Modehauptstädte, um Trends in den Geschäften oder an den Menschen zu erkennen. Diese Trendagenturen berichten dann im Rahmen eines Vortrags unternehmensspezifisch, was die wichtigsten Modeerscheinungen für die Zielgruppe werden können. Mittlerweile wird höchstens noch 1 Jahr im Voraus geplant, da sich die Trends viel zu schnell wieder ändern oder der besagte Trend bis zu seinem großen Auftritt schon „tot geredet“ wird. Die großen Unternehmen schaffen es mittlerweile sogar, einen Trend innerhalb von nur 2 Wochen! umzusetzen. Da stellt sich mir die Frage, ob man als kleines Label tatsächlich noch mithalten will oder in eine ganz eigene Nische geht, um sich abzuheben.

Eine weitere abwechslungsreiche Erfahrung im Bereich Trendanalyse ist der Besuch der Modemessen. Auf Pinterest habe ich euch meine Inspiration zur Messe Blickfang zusammengestellt.

Bread and Butter, Fashion Week, Premiere Vision, Pitti Filatti und viele viele mehr zeigen für das entsprechende Fachpublikum alle Neuheiten auf ihrem Gebiet. Neue Farben, Kollektionen,  Garne und Stoffe gibt es zu entdecken. Die Events sind meist sehr ansprechend für die Messebesucher ausgelegt. Man trifft Kunden, die Konkurrenz und viele interessante Trendsetter.

Messebesuch Tätigkeiten eines Modedesigners

Am Ende eines Messebesuchs steht man dann oftmals kurz vor der Reizüberflutung und weiß gar nicht mehr wohin mit all den Eindrücken.

Designentwürfe und Überwachung der Produktion

Nachdem mit der Trendanalyse eine erste Idee der neuen Kollektion entstanden ist, wirst du fleißig die vorangegangene Arbeit konkretisieren, indem du technische Zeichnungen der einzelnen Artikel erstellst. Eine einzige Zeichnung am Computer kann schon sehr aufwendig sein, bis alle Details herausgezeichnet sind. Die Coloration ist auch nicht zu unterschätzen. Oftmals müssen vorher Muster erstellt (je nach Unternehmensgröße, wird diese Arbeit von dir oder einem Grafikdesigner übernommen) und diese sorgfältig in die Zeichnung eingefügt werden.

Da die Mustererstellung meist nur noch im Ausland stattfindet, ist eine enge Kommunikation (meist in Englisch) sehr wichtig. So werden alle offenen Fragen des Produzenten geklärt und um eventuelle Missverständnisse zu vermieden.

Kollektionsunterlagen und Moodboards

Auch wenn sich diese Bereiche weniger spannend anhören, sind sie doch ein wichtiger Bestandteil, um als Designer dem gesamten Team und ebenso auch den Lieferanten und dem Vertrieb verständlich zu vermitteln, auf was es bei den von dir entworfenen Artikeln ankommt.

Sind etwa besondere Schnittführungen im Vordergrund, ist die Farbgebung etwas womit sich später beim Kunden zusätzlich argumentieren lässt, etc.

Du musst verstehen, dass die meisten Menschen, die sich nicht kreativ mit der Mode beschäftigen, auch wenig Sinn für das Design haben. Sind finden etwas „schön“, „frisch“ oder „neu“, „leicht oder schwer verkäuflich“, aber mehr auch nicht.

Anhand von Moodboards oder auch Collagen genannt, wird dein Trendgedanke ersichtlicher. So lässt sich damit herausfinden, für welchen Anlass die Kollektion gedacht ist und an welche Farben oder Muster sie sich lehnt. Wiederkehrende oder verfremdete Elemente aus anderen Bereichen werden hier ebenfalls anschaulich dargestellt.

Mit den Kollektionsunterlagen vervollständigt sich dann das Bild vor allem für die zahlenbasierten Menschen. Hier lässt sich ablesen, welche Teile in großer Menge bestellt werden und somit für den Vertrieb wichtiger sind. Größeneinteilung, Maßtabellen, Herkunftsland, Liefertermin etc. All diese Daten werden sich häufiger ändern als dir lieb ist. Sie sind jedoch für das Team im Verkauf entscheidend, darum ist dieser Teil deiner Arbeit, die Pflege der Kollektionsunterlagen von enormer Wichtigkeit. Du, als Designer bist die Schnittstelle von Idee/ Lieferant und allen weiteren Prozessen, wie Vertrieb, Marketing etc.

All das zusammen bringt eine massive Verantwortung mit sich und oftmals ist ein gewisser Druck spürbar. Vor allem, wenn du dein eigenes Label gründen willst und neben den „klassischen“ Tätigkeiten eines Modedesigners, ebenfalls Marketing, Vertrieb und Ähnliches noch in deiner Verantwortung liegt.

Aber es wird dir auch ein gutes Gefühl von Selbstbestimmung geben und irre Spaß machen.

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