Es ist ein leidiges Thema: Die Textilkennzeichnung. Die Texte aus dem Internet sind trocken geschrieben und oftmals eine reine Ernüchterung, gerade wenn du nur kleine Stückzahlen verkaufen möchtest.
Ein Hinweis vorab
Darum habe ich dir hier einmal die wichtigsten Infos zusammengepackt. Bevor wir dann endgültig in das Thema Textilkennzeichnung einsteigen, möchte ich dich vor ab darauf aufmerksam machen, dass ich meine Angabe nach bestem Wissen und intensiven Recherchen zusammengefasst habe. Allerdings liegt es letztendlich in deiner Verantwortung, deine Produkte gesetzeskonform zu kennzeichnen. Für den beschriebenen Leitfaden übernehme ich keine Verantwortung auf Richtigkeit, bzw. Aktualität. Außerdem musst du dich separat informieren, wenn du deine Produkte auch außerhalb von Deutschland verkaufst.
Das kleine 1×1 der deutschen Textilkennzeichnung
Durch das Textilkennzeichnungsgesetz soll dein Kunde, der in Deutschland einkauft, eine bessere Einsicht über die von dir verwendeten Materialien bekommen.
- Du bist verpflichtet alle Textilprodukte zu kennzeichnen. Das kannst du durch Drucken, Aufnähen, Aufsticken, Prägen oder durch andere Arten der Anbringung machen.
- Wenn du einen Onlineshop betreibst, musst du darauf achten, dass alle deine Produkte eine korrekte und vollständige Produktbeschreibung mit Materialzusammensetzung im Shop aufweisen. Dazu kannst du besondere Tipps für die Pflege der Bekleidung geben.
- Dein Kunde muss einen leichten und dauerhaften Zugang zu deiner Textilkennzeichnung haben. Darum entscheiden sich die meisten Designer für ein eingenähtes Label, das auch nach langem Tragen der Kleidung noch gut lesbar ist. Der Hersteller Wunderetiketten ist auf Bekleidungsetiketten spezialisiert und bietet auch kleinen Modelabels gute Angebote.
- Ausführliche Empfehlungen zu Materialangaben, sowie Tipps für das Verpackungsgesetz, das dich vor allem als Onlineanbieter betrifft, findest du im kürzlich erschienen Textilkompass – dem E-Guide für Materialbeschaffung
- Für Produkte, die du in Deutschland verkaufst gilt: die Kennzeichnung muss in jedem Fall auf Deutsch geschrieben sein. Eine Beschreibung auf Englisch oder in weiteren Sprachen kann dennoch zusätzlich erfolgen.
- Alle Arten von Fasern und ihre Zusammensetzung müssen gekennzeichnet sein. Die einzelnen Bestandteile musst du in absteigender Reihenfolge des Anteils in Prozent auflisten. Hast du Schnittteile in verschiedenen Materialien, benutzt du am besten eine Waage bevor du die Teile zusammennähst.
- Wenn dein Modell Leder oder andere Bestandteile tierischen Ursprungs besitzt, musst du auch kleine Anteile schon angeben. Dabei bringst du den folgenden Hinweis an: „Enthält nicht-textile Teile tierischen Ursprungs“
- Textilien aus Filz müssen ebenfalls gekennzeichnet werden.
- Maßgeschneiderte Modelle, die von einem selbstständigen Schneider gefertigt wurden, müssen nicht gekennzeichnet werden. Das heißt, Einzelanfertigungen sind frei von der Kennzeichnungspflicht. Kleinserien jedoch nicht.
- Auch das Innenfutter musst du ebenfalls kennzeichnen. Allerdings kannst du dies gesondert aufführen. Z. B. Beschreibst du erst die Kennzeichnung für dein Obermaterial, danach erwähnst du den Punkt „Innenfutter“ oder Ähnliches und führst hierfür die Kennzeichnung für das z. B. Innenfutter auf.
- Es ist erforderlich deinen Firmensitz bei der Textilkennzeichnung anzugeben.
- Der Pflegehinweis bzw. eine Waschanleitung musst du nicht verpflichtenden anzugeben, allerdings ist es sinnvoll, um Reklamationen aufgrund der falschen Pflege zu vermeiden.
Gesetzestext aus dem Jahr 2011
Textilkennzeichnung in der Praxis für Modelabels
Bei kleinen Mode Start-ups ist es sehr aufwendig, für jedes Kollektionsmodell ein eigenes Label anzufertigen. Vor allem da es kaum möglich ist, preiswert geringe Mengen an Labels zu kaufen. Darum kann es gerade als Jungdesigner von Vorteil sein, die Kollektion aus Stoffen mit „reiner“ Materialzusammensetzung zu fertigen. Das ist auch für das spätere Recycling der Kleidungsstücke vorteilhaft. Etwa Stoffe aus 100% Baumwolle oder 100% Seide. Evtl. hast du auch die Möglichkeit die selben Stoffe für mehrere Modelle zu verwenden. Das spart dir auch Geld bei deinem Stoffeinkauf, da du eine höhere Menge ordern kannst. Des weiteren sind minimale Schwankungen innerhalb einer Toleranz, bei den Materialangaben akzeptabel.
Bei einer größeren Auflage an Stückzahlen hast du häufig die Möglichkeit auf einen Fullservice zurückzugreifen, bei der dir dein Warenproduzent auch gleich Textilkennzeichnung abnimmt. Auf eine korrekte Kennzeichnung musst du dennoch achten. Ebenfalls inklusive ist diese Art von Service, wenn du über Anbieter, wie „Spreadshirt“ deine Kollektion produzierst und vertreibst.
Was ist sonst noch wichtig?
Als kleinen Zusatz habe ich dir hier noch einmal zusammengefasst, was du beim Kauf deiner Stoffe beachten musst:
Für den Stoffhersteller ist es ausreichend, dir über eine Rechnung oder ein ähnliches Dokument Auskunft über die Materialzusammensetzung zu geben. Im besten Fall prüfst du die Angaben noch einmal selbst, da der Hersteller nicht dafür haften wird, wenn du für deinen Kunden „falsche“ Kennzeichnungsangaben machst.
Der Textilhersteller darf über den Verwendungszweck seiner Ware bestimmen. Es gibt Stofflieferanten, die ihre Stoffe ausschließlich für Endverbraucher produzieren lassen. Diese Stoffe darfst du dann für den kommerziellen Gebrauch nicht verwenden. Es gibt aber auch Hersteller, die eine Weiterverarbeitung für kommerzielle Zwecke erlauben, allerdings nicht namentlich erwähnt werden möchten. Außerdem ist es nicht möglich geschützte Stoffe aus anderen Textilien für deine eigene Kollektion zu verarbeiten. Gerade wenn du in Stoffmärkten für Endkunden einkaufst, ist es wichtig, dass du dir die Hersteller noch einmal genau anschaust, bevor du deren Stoffe für deine neue Kollektion verwendest.
Stand März 2017 – Überarbeitet Juni 2020