So gründest du 2024 ein eigenes Modelabel – ein Leitfaden

Die Gründung eines eigenen Modelabels ist eine aufregende Reise voller Möglichkeiten und persönlicher Wachstumschancen. Als gelernte Modedesignerin und Expertin für angehende Modelabels und interessierte Gründer in der Modebranche möchte ich dich bestmöglich für diesen Trip vorbereiten. Dieser Artikel soll dir einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Schritte geben, die bei der Gründung eines eigenen Modelabels zu beachten sind.

1. Gründungsvoraussetzung

  • Recherche und Marktanalyse
  • Definition der Zielgruppe
  • Festlegung des Stils und der Nische
  • Analyse der Mitbewerber

2. Wahl der Unternehmensform

  • Einzelunternehmen, GmbH, UG, o.ä.
  • Vor- und Nachteile der verschiedenen Formen
  • Steuerliche Aspekte

3. Prototypenentwicklung

  • Designprozess und Entwurfsphase
  • Auswahl von Materialien und Herstellern
  • Prototypenherstellung und Passformoptimierung

4. Produktion der eigenen Kollektion

  • Auswahl von Produktionspartnern
  • Verhandlungen und Verträge
  • Qualitätskontrolle und Nachhaltigkeitsaspekte

5. Kostenkalkulation

  • Fixe und variable Kosten
  • Budget einschätzen
  • Liquiditätsplanung

6. Marketingmaßnahmen

  • Fashion Branding und Positionierung am Modemarkt
  • Online- und Offline-Marketingstrategien
  • Social Media und Influencer-Kooperationen

7. Rechtliche Aspekte

  • Marken- und Designschutz
  • Verträge mit Lieferanten und Partnern
  • Compliance und gesetzliche Vorschriften

Gründungsvoraussetzung

Recherche und Marktanalyse

Bevor du in die Welt der Mode eintauchst, ist eine gründliche Recherche unerlässlich. Untersuche aktuelle Modetrends, Entwicklungen in der Branche und das Kaufverhalten deiner möglichen Zielgruppe. Verwende dabei Tools wie Trendanalysen von Fachmessen, Pinterest, Instagram und Online-Plattformen deines Segments, um ein umfassendes Bild zu erhalten. Identifiziere auch mögliche Herausforderungen und Chancen durch deine Mitbewerber, um strategisch planen zu können. Aber vergiss bei aller Recherche nicht, dass diese Phase auch irgendwann vorläufig beendet werden muss, um im Prozess fortzuschreiten – damit tun sich viele kreative Köpfe schwer.

Definition der Zielgruppe

Eine klare Definition deiner Zielgruppe ist entscheidend für den Erfolg deines Modelabels. Je besser du deine Zielgruppe kennst, desto größer sind deine Erfolgschancen langfristig am Markt bestehen zu bleiben. Eine Kundin von mir kennt ihre Zielgruppe durch den persönlichen Kontakt in und auswendig, sodass sie genau weiß, worauf sie für ihr Marketing achten muss.

„Marketing zu beherrschen bedeutet, Menschen zu verstehen.“

Anne HÄfner

Festlegung des Stils und der Nische

Dein Stil definiert, wer du als Designer bist und welche Ästhetik dein Modelabel repräsentiert. Überlege, welche Art von Kleidung du entwerfen möchtest – sei es zeitlose Eleganz, Streetwear oder nachhaltige Kinderbekleidung. Zudem habe ich die Erfahrung gemacht, dass in hart umkämpften Märkten wie der Modewelt die Positionierung in einer Nische Sinn macht – alleine aus Ranking-technischen Gründen bei Google & Co. Versuche daher nicht alle Menschen anzusprechen, sondern konzentriere dich auf die Bedürfnisse eines Nischenmarktes.

Analyse deiner potenziellen Mitbewerber

Analysiere die Stärken und Schwächen deiner Mitbewerber, um herauszufinden, wie du dich davon abheben kannst. Glaub mir, es gibt nichts, was es noch nicht gibt. Aber nicht jede Idee wird für die gleiche Zielgruppe beworben oder hat die gleiche Qualität. Identifiziere potenzielle Lücken im Modemarkt, die du mit deinem Label füllen könntest.

2. Ein eigenes Modelabel gründen: Wahl der Unternehmensform

Die Wahl der richtigen Unternehmensform ist ein entscheidender Schritt bei der Gründung eines Modelabels. Dabei klärst du vor allem die Haftung deines Unternehmens. Hier sind einige wichtige Aspekte sowie Vor- und Nachteile verschiedener Unternehmensformen, die Gründer eines Modelabel wählen:

Einzelunternehmen

Vorteile:

  • Unkomplizierte, kostengünstige Gründung und Verwaltung
  • Volle Kontrolle über das Unternehmen
  • Geringe bürokratische Hürden und Kosten
  • mit dem Zusatz der Kleinunternehmerregel bleibt dein Unternehmen bei einem Umsatz von unter 22.000 Euro (Stand 2024) von der Umsatzsteuerpflicht befreit

Nachteile:

  • Beschränkte Haftung (du haftest mit dem persönlichen Vermögen)
  • Schwierigkeiten bei Kreditaufnahme, teilweise auch bei Mietverträgen
  • Steuerliche Nachteile in Bezug auf das Einkommen

GmbH (Gesellschaft mit beschränkter Haftung)

Vorteile:

  • Begrenzte Haftung (dein persönliches Vermögen bleibt geschützt)
  • Einfache Übertragung von Anteilen bei Unternehmensbeteiligungen zur Geldbeschaffung
  • Steuervorteile durch günstige Besteuerung von Gewinnen
  • die Anwendung der Kleinunternehmerregel ist ebenfalls bis 22.000 Euro Umsatz möglich

Nachteile:

  • Höhere Gründungskosten und höherer bürokratischer Aufwand
  • Strenge Compliance-Anforderungen
  • Einschränkungen bei der Flexibilität bei der Gewinnverteilung

UG (Unternehmergesellschaft)

Vorteile:

  • Begrenzte Haftung (dein persönliches Vermögen bleibt geschützt)
  • Geringeres Mindestkapital im Vergleich zur GmbH
  • Einfachere Gründung und Verwaltung

Nachteile:

  • Höhere Steuern auf Gewinne
  • Einige Unternehmensprozesse müssen über öffentliche Instanzen laufen
  • Eingeschränkte Flexibilität bei der Gewinnverteilung
  • Schwierigkeiten bei Kreditaufnahme, teilweise auch bei Mietverträgen

Steuerliche Aspekte

Die steuerlichen Aspekte variieren je nach Unternehmensform und können einen erheblichen Einfluss auf deine finanzielle Situation haben.

Die Wahl der Unternehmensform hängt stark von deinen persönlichen Präferenzen, deiner Risikobereitschaft und den langfristigen Zielen deines eigenen Modelabels ab. Nimm dir Zeit, diese Entscheidung zu treffen, und lass dich von Fachleuten beraten, um die optimale Form für dein Unternehmen zu wählen.

3. Prototypenentwicklung

Dieser Schritt bildet bei vielen Gründern einen Knackpunkt beim Aufbau des eigenen Modelabels, da er gerade von Quereinsteigern ohne die nötigen Fertigkeiten nicht selbst erledigt werden kann. Hier sind die Schritte für einen erfolgreichen Prozess:

Designprozess und Entwurfsphase

Zunächst startest du den Designprozess mit einer umfassenden Recherche nach Trends, Farben und Stilelementen. Lasse unbedingt auch aktuelle Trends in deine Arbeit einfließen, auch wenn du dich eigentlich nicht an Trends orientieren möchtest. Denn ein Trend spiegelt den Zeitgeist der Menschen wider.

Du möchtest einen ersten Ausblick der Trends für Frühjahr/ Sommer 2025? Mit einer kostenfreien Anmeldung zu meinem Newsletter erhältst du die ersten Trendprognosen – frisch von den Modemessen und zusätzlich noch ein Planungstool im PDF-Format!

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Erstelle anschließend Skizzen und technische Zeichnungen, um deine Ideen zu konkretisieren und für spätere Produktionsfirmen verständlich zu machen. Experimentiere mit verschiedenen Silhouetten, Schnitten und Details, um eine Kollektion zu gestalten, die deiner Vision entspricht.

Auswahl von Materialien und Herstellern

Berücksichtige ebenfalls die zu verwendenden Materialien. Sie sind nicht nur ein ästhetisches Element, sondern bieten auch Funktionalität und sind ein entscheidender Nachhaltigkeitsfaktor. Qualität und Komfort spielen eine Schlüsselrolle für die Zufriedenheit deiner Kunden.

Anschließend gehst du auf die Suche nach zuverlässigen Lieferanten für Stoffe und Materialien. Eigne dir dazu unbedingt Textilkenntnisse an, denn als Laie ist es schwierig eine Stoffqualität entsprechend ihres Preises zu beurteilen. Außerdem spreche ich aus Erfahrung, wenn ich hier anmerke, dass auch auf die Färbemethoden und das Gewicht des Stoffes bei der Auswahl der Materialien zu achten ist, damit du am Ende keine böse Überraschung erlebst.

Du willst 2024 ein eigenes Modelabel gründen? Dann sollte auch deine Verantwortung als Unternehmer bedacht werden. Wähle dazu Materialien und Hersteller, die umweltfreundliche und menschenwürdige Praktiken unterstützen. Zertifizierungen und transparente Lieferketten sind dabei entscheidend. Klare Vereinbarungen solltest du mithilfe von Verträgen halten, um Lieferzeiten, Mengen, Qualitätsstandards und Preise sicherzustellen.

Prototypenherstellung und Passformoptimierung

Der erste Entwurf bildet die Basis für die Schnitterstellung und die anschließende Produktion des Prototyps. Mithilfe eines engen Austausches mit dem Hersteller oder der Modellnäherei, entspricht die Umsetzung deiner Ideen deinen Erwartungen. Glaube nicht daran, dass alles automatisch nach deinen Vorstellungen umgesetzt wird! Und verlasse dich nicht alleine auf die Sorgfalt des Herstellers während des Prozesses. Prüfe die Prototypen auf Verarbeitungsqualität, Passform und Umsetzung.

Die Prototypenentwicklung ist nicht nur eine kreative Phase, sondern auch eine bekleidungstechnische. Mit dem nötigen Know-how und der richtigen Koordination legst du den Grundstein für ein erfolgreiches und qualitativ hochwertiges Modelabel.

4. Produktion der eigenen Kollektion

Auswahl von Produktionspartnern

Bei der Auswahl der Produktionspartner besteht nach meiner Erfahrung häufig die Schwierigkeit sein Anliegen als Gründer branchenkonform darzustellen. Dazu müssen für den Erstkontakt bei einem Hersteller die „hard facts“ geklärt werden. Stimmen Mindestmengen, Qualität und Lieferzeiten mit deinen Vorstellungen überein? Erst dann könnt ihr zueinander finden und über Preise und die Umsetzung deiner Modelle sprechen.

Verhandlungen und Verträge

Während der Preisverhandlungen sollten klare Vereinbarungen über Produktionsdetails und Zahlungsbedingungen getroffen werden. Ein schriftlicher Vertrag samt Dokumentation der einzelnen Artikel bietet rechtliche Sicherheit und vermeidet Missverständnisse, die in der Branche schnell teuer werden können.

Qualitätskontrolle und Nachhaltigkeitsaspekte

Um sicherzustellen, dass deine Produkte deinen Qualitätsstandards entsprechen, ist eine regelmäßige Stichprobenprüfung während des Produktionsprozesses nötig. Bei der Auswahl der Produktionspartner sollten auch transparente Lieferketten eine Rolle spielen.

5. Kostenkalkulation

Bei der Kostenkalkulation für dein Modelabel werden sowohl fixe als auch variable Kosten berücksichtigt. Dazu gehören:

  • Fixe Kosten: Diese bleiben unabhängig von der Produktionsmenge konstant und umfassen Ausgaben wie Ateliermiete, Stromabschlag, Versicherungen und Mitgliedsbeiträge.
  • Variable Kosten: Diese ändern sich je nach Produktionsmenge und umfassen Materialkosten, Herstellungskosten, Verpackung und Versand, aber auch indirekte Kosten wie Marketingaufwendungen.

Budget einschätzen

Eine Frage in Bezug zur Kostenkalkulation taucht bei meinen Kunden besonders häufig auf: Wie viel kostet eine Kollektion? Die Antwort dazu ist so individuell wie das Projekt selbst. Die einzelnen Kosten lassen sich auch erst mit der Finalisierung der Designs feststellen, sodass ich empfehle ein Budget für das Projekt aufzustellen. Dieses kann 2.000 Euro aber auch 20.000 Euro umfassen. Es ist wichtig, ehrlich zu sich zu sein, was du bereit bist aufzubringen, bzw. aufbringen kannst.

Liquiditätsplanung

Die Modewelt verlangt nach immer neuen Modellen, um relevant zu bleiben. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass die Kosten der nachfolgenden Kollektion gedeckt werden muss. Für gewöhnlich wird ein solcher Plan inkl. aller laufenden Kosten für 3 Jahre aufgestellt.

6. Marketingmaßnahmen

Branding und Positionierung

Um das Marketinggrundgerüst deiner Modemarke aufzubauen hilft es dir zunächst den Mehrwert deines Modelabels zu definieren. Er bildet die Basis für deinen Kollektionsaufbau und ebenso für dein Marketingbemühungen.

Grenze dein Unternehmen klar zu anderen ab und finde nach Möglichkeit die Positionierung in einem Nischenmarkt. Auch wenn du viele verschiedene Ideen hast, solltest du gerade am Anfang deiner Selbstständigkeit ein klares Segment wählen.

Online- und Offline-Marketingstrategien

Nutze eine Kombination aus Online- und Offline-Marketing, um deine Zielgruppe auf verschiedenen Wegen zu erreichen. Dies kann das Schalten von Anzeigen, die Teilnahme an Modemessen, aber auch die Nutzung von Social Media- und Influencer-Marketing umfassen.

Social Media und Influencer-Kooperationen

In der heutigen Zeit ist es ohne Social-Media (allen voran Instagram) kaum noch möglich ein erfolgreiches eigenes Modelabel zu gründen. Kunden wollen mehr über dich und deine Marke erfahren und ebenso erkennen, ob eine Marke überhaupt „aktiv“ ist. Das klingt banal, aber ich checke selbst regelmäßig, wann der letzte Post einer Marke erstellt wurde, wenn nicht gerade eine Story verfügbar ist. Ist der Post Monate her ohne Statement, lässt das Zweifel am Engagement der Marke aufkommen.

Baue so früh wie möglich eine Social-Media-Präsenz auf, um eine Community aufzubauen. Starte damit nicht erst in der Verkaufsphase, denn bis deine Followerzahl wächst ist es ein langer Weg.

Zudem hast du die Möglichkeit mit Influencern und Bloggern zu kooperieren, um deine Produkte einem größeren Publikum vorzustellen und die Glaubwürdigkeit deiner Marke zu steigern.

7. Rechtliche Aspekte

Eigenes Modelabel gründen: Marken- und Designschutz

Bevor du einen Namen nutzen kannst, selbst wenn es nur ein Modellname ist, solltest du unbedingt beim DMPA prüfen, ob der Name genutzt werden darf, um kostspielige Abmahnungen zu vermeiden. Schütze ebenfalls dein geistiges Eigentum durch einen Marken- bzw. Designschutz, um Nachahmungen deiner Designs zu verhindern und deinen Markennamen zu sichern.

Verträge mit Lieferanten und Partnern: Stelle sicher, dass alle Verträge mit Lieferanten und Partnern klar und rechtlich bindend sind. Berücksichtige Lieferzeiten, Qualitätsstandards und Haftungsfragen.

Gesetzliche Vorschriften

Halte dich an alle gesetzlichen Vorschriften und Anforderungen für Textilunternehmen, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Dies umfasst Aspekte wie Arbeitsrecht, Umweltschutz und Verbraucherschutz. Dazu zählt u. A. die richtige Textilkennzeichnung und Einhaltung von Vorschriften bei der Verpackung. Was wenige wissen: Als Textilunternehmen bist du für die Einhaltung der gesetzlichen Grenzwerte von Chemikalien in Textilien verantwortlich. Darum plädiere ich zu Materialien, aus nachhaltigen Quellen. Eine Prüfung in einem Labor für jedes einzelne Modell wäre sehr kostspielig.

Du bist bereit endlich loszulegen?

Aber wo beginnen mit so vielen Ideen im Kopf? Und wie setzt du eine Produktion eigentlich um? Wo findest du Hersteller. Alle diese Infos habe aus meiner eigenen Erfahrung mit 16 Jahren in der Modebranche in meinem Ratgeber PRODUKTIONSREIF zusammengetragen.

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